Behandlung der Aktivitätszustände innerer Organe: Die Lungen Organcharakter, Biomechanik, therapeutische BeziehungDie Aktivitäten der Lungen sind vielfältig. Der Gasaustausch ist sicherlich ihre wichtigste. Die paarig aber nicht zwillingshaft angelegten Organe sind ebenso aktiv beteiligt beim Sprechen und Singen. Sie spielen eine Rolle bei der Aufrichtung gegen die Schwerkraft und der Ausrichtung im Raum. Als Hohlorgan mit Schleimhautkontakt zur Außenwelt sind sie am Stoffwechsel mit der Natur und an den immunologischen Prozessen beteiligt. Das Ungewöhnliche der Lunge besteht darin, dass sie das einzige Organ ist, das Sauerstoff in ausreichender Menge aufnehmen und Kohlendioxid abgeben kann. Transport der Luft (= Atmung) und Aufnahme des Sauerstoffs (Gasaustausch) ist räumlich und funktionell getrennt. Gasaustausche erfolgt ausschließlich in den Alveolen und eigene Gesetzen. Ist die Atmung rhythmisch ist der lokale Gasaustausch in den Alveolen beständig und folgt der zentralen physiologischen Formel der Lunge: der Gasaustausches ist bestimmt vom Verhältnis von Belüftung und Durchblutung. Diese Formel verweist auf den Organcharakter der Lunge. Es ist ein Beziehungs-, Vermittlungs- und Balanceorgan. Wenn die zentrale Aktivität des Gasaustausches in der Lunge nur in der Vermittlung von Ventilation (Belüftung) und Perfussion (Durchblutung) möglich ist, muss jede therapeutische Intervention diesen Beziehungsaspekt respektieren. Jeder Ansatz, der einseitig einen Aspekt betont - oft wird von Ventilation gesprochen als würde das den Gasaustausch meinen - wird an der Lungenphysiologie scheitern. Im Gegensatz zu Organen, die in der Tiefe verborgen kaum im Alltag zum Ausdruck kommen, sind die Lungen sehr präsent. Auch In der Begegnung mit Patienten erleben wir die Präsenz der Lunge durch die Qualitäten der Atmung. Kurzatmigkeit ist hier nur ein extremes Beispiel. Unbewußt reagieren viele Menschen auf Stimmlage und Atemweise des Gegenübers. Atemform, Leichtigkeit oder Anstrengung in der Ruheatmung, Volumeneindruck des Brustkorbs und die Haltung des Patienten sind Ausdruck der Aktivität der Lungen. Zudem die bekannten Haut- und Schleimhautzeichen der Sauerstoffsättigung.